Susanne Rosin

1993 Nürnberger-Eck

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die Einladungskarte


"Wir machen keine Witze, hier war es einfach Spitze" (Familie Schramme aus dem Sauerland); "Besonders euer schöner Zoo, machte glücklich uns und froh" (Bettina und Ena aus Wien).
Die Hotel Pension Nürnberger Eck liegt in der Nürnberger Straße........Nach dem Krieg wurden die Zimmer der großbürgerlichen Privatwohnung möbliert vermietet. Die Familie Lippardt; ehemalige Zirkusartisten, machte daraus eine Hotel-Pension. Im April 1985 übernahm Angelika Böhm den Betrieb und bewirtschaftet die Pension mit zwei Angestellten. ....."Einkaufen, Frühstück machen, Zimmmer putzen, Betten beziehen, ....". Anfangs war es die Wintermonate über ziemlich leer, außer ein paar schwarzen Studenten aus Moskau, die für zwei Tage zum Computereinkaufen in Berlin übernachteten. Heute ist die Hotel Pension mit ihren achtzehn Betten und 300 - 400 Übernachtungen pro Monat gleichmäßig ausgebucht. ...Das Loft, das Quartier Latin, der DAAD, sie schicken ihre Musiker und Künstler, Filmfestspielschreiber und Großkulturbesucher, aber auch ganz normale Liebespaare und Rucksacktouristen kehren im Nürnberger Eck ein. ...."Das ist das Haus der sieben Stile" sagt ein Gast aus Schleswig-Holstein, der immer grinsend reinkommt und grinsend wieder rausgeht. Die "alten" Geister des Environments, lobt Elisa Israel im Gästebuch. Das "Live-Hotel" war von Angelika Böhm samt der jahrzehntelang gewachsenen Einrichtung übernommen und weitgehend belassen worden. "Furniermöbel haben wir entfert, PVC abgekratzt, die Holzfußböden freigelegt, eigentlich bloß die stilfremden Elemente entfernt."



Die vom Stadtmagazin tip überrascht konstatierte "schäbige Dekadenz" der Herberge, reißt den Wolkenkratzer zu unscharfen und industriebarocken Enthusiasmen hin: "Die Räume der Pension sind in der ästhetischen Tabuzone zwischen schwülstigen fünfziger Jahren und Mahagonifurnier und Da-versagt-mir-die-Spsrache spätsechziger DC-Fix-Tapeten anzusiedeln und strahlen eine gediegene französische Hotelstimmung aus. Daß Frau Böhm diese Atmosphäre erhalten will, hat schon stadtarchäologische und denkmalpflegerische Komponenten, da komplett erhaltene Einrichtungsensembles wie dieses bald nur noch in Katalogen existieren." Das "Plüschsanatorium im guten, im besten Sinn" (Oskar Huth) ist jedenfalls ein "Gesamtstückwerk, das immer kurz vor der Vollendung steht - und sich davor hütet", meint Thomas Kapielski. Mit ihm wird nach den zwei Sofas von Trödel-Erna und den Sesseln aus dem Neuköllner Rathaus das dritte Neuköllner Element ins Nürnberger Eck integriert. An einem Sonntagnachmittag, kaum vier Monate nach der Übernahme des Nürnberger Ecks, begann Frau Böhm sich "furchtbar zu langweilen" . Da rief sie Kapielski an und fragte, ob er nicht eine Ausstellung in der Pension machen wollle. Der sagte spontan zu, aber nur "unter der Bedingung, daß ich nicht der einzige bin". Und schnurstracks und mit leicher Hand konzipierte er die Reihe "Leipziger Allerlei".......In loser Folge reihte sich Ausstellung an Ausstellung, ......, und immer gilt: "Den Triumph beansprucht der Ort für sich selbst."
Pressetext von Sabine Vogel, ca.1988




Auszug der gezeigten Künstler von 1985 - 1991: Thomas Kapielski, Karl.Heinz Eckert, Nils Krüger, Sven-Ake Johansson, Frieder Butzmann, Michael Glasmeier, Andrea Tippel, Antje Fels, Claudius Wachtmeister, Walter Seitter, Hilka Nordhausen, Oskar Huth, Barbara Bloom, Christiane Seiffert, Adib Fricke, Theresia Gawareki, Sybille Hofter, Rolf Eisenburg, Piotre Nathan, Susanne Rosin

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Zur Ausstellung Blumen im Nürnberger Eck ist ein Buch erschienen. Es ist 34 Seiten stark, hat das Format 20 x 29 cm und ist fest gebunden.