In alten Berliner Wohnungen gibt es eine Besonderheit: Die repräsentativen Räume einer Wohnung sind mit dem hinteren Teil der Wohnung durch ein spezielles Zimmer verbunden, das Berliner Zimmer.
Der Grundriss dieses Zimmers ist immer derselbe: 30 bis 35 Quadratmeter, Stuck an der Decke, Parkett, ein Kachelofen, drei Türen und ein einziges Fenster in der Ecke. Dieses einzige Fenster, mit Blick auf den meistens engen und dunklen Hinterhof, bringt nie genügend Licht: im Berliner Zimmer ist es immer düster und man muss sommers wie winters das Licht anmachen. Drei Türen: eine elegante Flügeltür führt in das Empfangszimmer mit Blick auf die Strasse, eine einfache Tür führt auf den Eingangsflur, und eine dritte, genauso einfache, auf den hinteren Flur, zu den Schlafzimmern und der Küche. Das Berliner Zimmer ist also ein Durchgangszimmer zwischen dem vornehmen und dem profanen Bereich der Wohnung, den schönen Gemächern und der Dienstbotenkammer. Und immer, wenn man eine Berliner Wohnung betritt, fragt man sich voller Neugier, wie die Bewohner es sich wohl angeeignet haben : hier als Bibliothek, da als Wohnzimmer, dort als Esszimmer, oft als gesellige 1__Küche, Spielzimmer oder einfach als multifunktionellen Wohnbereich. Es bietet seinen Bewohnern nämlich etwas, das in den rationellen Gebäuden Ende des 20ten Jahrhunderts selten ist : einen undefinierten Bereich mitten in der Wohnung, einen Freiraum. Wenn man sieht, was die Berliner alles aus ihrem Berliner Zimmer machen, könnte man denken, es sei ihr Lieblingszimmer.